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Mittwoch, 6. April 2011

Absagen vs. Stimmung




Hallo Liebes,

Tag 732: Das war ein richtig guter Tag und ich hatte so darauf gehofft, dass er einen richtig guten Ausklang nimmt, aber das tat er nicht und mal wieder setze ich mich hin und frage mich, ob ich Stimmungsmäßig irgendwas daran hätte ändern können. Ich versuche mich immer wieder daran zu erinnern, dass man überhaupt nichts falsch machen kann, dass alles immer gut ist und das der Weg nie zu Ende ist, so lange bis man wieder in die nichtphysische Welt übergeht, sprich stirbt. Man hat immer Defizite, immer Wünsche und das höhere Selbst bestimmt schlussendlich immer den Weg.

Ich sprach ja gestern von einem Surprise Casting, das es zwar wurde, aber nicht in der Form wie ich dachte. Kurz bevor ich mich auf den Weg gemacht habe, habe ich noch mal schnell meine E-Mail abgerufen und fand dann doch einen Castingtext vor. Mein E-Mail-Postfach war das Wochenende über überfüllt und da ich keinen Internetzugang hatte, habe ich es auch nicht leer gemacht. Man hatte mir aber wohl einen Castingtext zukommen lassen und weil ich schon die Vermutung hatte, dass der wohl nicht angekommen war, weil eben das Postfach zu voll war, hatte ich am Montag nochmal nachgefragt, was vorbereitet werden sollte, darauf kam aber keine Antwort. Da hatte ich sie, 5 Minuten bevor ich mich auf den Weg zum Casting gemacht habe. Ich hab ihn also ausgedruckt und wollte ihn in der Bahn dann mal lesen und so weit wie möglich lernen. Und da dachte ich schon, unter solchen Umständen klappt das mit einer Rolle ja meistens. Wenn echt alle Zeichen dagegen stehen. Irgendwie hatte ich ein sicheres Gefühl, einfach nur aus meiner Erfahrung der Ironie des Schicksals raus. Vom Gesetz der Anziehung her sieht es natürlich eher so aus, dass man sich in solchen Fällen einfach meist keine Gedanken macht und gelassen bleibt, weil man sich mit der Situation abgefunden hat. Bei mir passieren tolle Dinge immer nur dann, wenn ich völlig frei von irgendwelchen Gefühlen bin. In Hochstimmung passiert nichts, in tiefer Stimmung aber auch nichts. Total verrückt. Wenn man es komplett vergisst.

Ich bin also zum Casting gefahren, habe den Text gelernt, wusste aber auch, dass DIE wussten, dass ich den Text so spät bekommen hatte und war gelassen und es wurde ein ziemlich tolle Casting. Es ist ein Musical über das Rheinland und seine Geschichte. Ein bisschen niebelungenmäßig angehaucht und wird auf einem Rheinschiff in Koblenz gegeben.

Zunächst hat mir die Autorin, die selber Schauspielerin ist, erzählt worum es überhaupt geht, dann hat man mir einige Lieder vorgespielt, welche moderne Bearbeitungen von rheinischen Volksliedern sind, die ziemlich gut waren und dann hat man mit mir eine musikalische Arbeitsprobe gemacht was ziemlich gut funktionierte, weil eines der Lieder so eingängig war, dass ich mir die Melodie sofort merken und mitsingen konnte, was ziemlich beeindruckt hat.

Danach kam die textliche Arbeitsprobe und auch daraufhin wurde mir gesagt: „Sehr schön“ Ich war zufrieden und guter Stimmung und die Produzenten und der Komponist waren sehr sympathisch. Ich kann mir gut eine Zusammenarbeit vorstellen, die viel Spaß macht. Dann haben wir Termine abgestimmt und ich habe super Zeit und dann wurde ich auch noch gefragt, ob ich irgendwelche Fragen hätte. Hatte ich: „Zahlt ihr auch Geld?“ Was mit einem Grinsen von deren Seite beantwortet wurde, weil die auch wissen, dass Schauspieler auch dauernd gratis spielen müssen. Ja, sie zahlen. 125 € pro Vorstellung, keine Probenpauschale. Aber bei 5 Vorstellungen im Monat, was im Sommer der Fall ist, sind das 500 € zusätzlich ohne viel Zeitaufwand. Und dann wurde noch gewitzelt: „Nein, wir zahlen kein Geld, du musst uns so und so viel geben, damit du spielen darfst.“

Das Projekt ist jetzt nicht die höchste Kunst der Welt, aber was macht das schon. Die Lieder sind großartig, es gibt Geld und vor allem gibt’s was zu singen und das habe ich in einem Stück seit 10 Jahren nicht mehr gemacht, obwohl ich seit 5 Jahren Gesangsunterricht habe. Außerdem sind sie an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert und das kann auch nur gut sein für die Kasse.

Ich will die Rolle also. Besser bezahlt als die Kammeroper, besser bezahlt als einzelne Drehtage, die man immer noch nebenbei wahrnehmen kann. Die Videothek kommt nicht in die Quere, die Schule auch nicht. Perfekt.

Man wollte mir gestern Nachmittag noch Bescheid geben, aber das ist nicht passiert. Ich hatte mich zwar eh gewundert, wie es kommt, dass das so schnell geht, aber sie hatten außer mir auch wohl nur noch eine einzige andere Darstellerin zum Casting, die nach mir kam. Komische Geschichte, ich dachte, da wäre wieder ein Riesenauflauf.

Ich war nach dem Casting in der Videothek und habe gewartet. Warten ist nicht gut. Warten macht Gedanken über für und wider. Den ganzen Rückweg war ich in der Lage darüber zu fantasieren, wie großartig das wird, wenn ich die Rolle bekommen. Je später der Nachmittag wurde, desto mehr kamen mir Gedanken, warum der Anruf nicht erfolgt und Bilder stiegen in mir auf über die Darstellerin die nach mir gecastet wurde, über Urteile, die über mich in Besprechungen geäußert wurden etc., etc. Alles Kram der aus der Vortex haut und ich konnte nichts anderes tun, als dabei zuzusehen, wie ich immer mehr hinaus rutsche. Es ging nicht. Jeder Technik versagte. Schlussendlich überwogen fast die negativen Gedanken.

Ab 17:30 Uhr musste ich in der Schule sein und mein Handy war aus. Dass man sein Handy ausschalten muss ist immer ein gutes Zeichen dafür, dass man einen Anruf bekommt. Ironie des Schicksals, oder auch wieder Gesetz der Anziehung, weil man in dem Moment, wenn man sein Handy ausschaltet, sich nicht mehr auf die Abwesenheit eines Anrufs konzentriert. Nun habe ich momentan keine Mailbox da mein Handy ja gesperrt ist und ich dachte mir, dass falls sie mich nicht erreichen können, sie mir sicherlich eine E-Mail schicken und im Falle einer Absage sowieso eine E-Mail schicken, denn ich habe es noch nie erlebt, dass einem eine Absage mündlich mitgeteilt wird.


Schule war super. Es kam fast nur Notenbesprechung dran und so langsam ist es halt echt vorbei. Jetzt nur noch 3 Mal, wobei Freitag wahrscheinlich der einzige richtige Unterrichtstag sein wird und zudem auch da noch Noten besprochen werden müssen. Ich bekommen wieder 14 Punkte im Englisch LK und 13 in Bio. Das wird ein wirklich richtig gutes Abi. Und das die Noten so flutschen ist klar. Meine Aufmerksamkeit liegt ja auch woanders! Ich habe dann auch mal so nebenbei erfahren, dass man ein ABI kein zweites Mal machen kann. Wenn man einmal ein mieses ABI hat, sagen wir mit 18 erworben, weil man keine Lust auf Schule hat, kann man es für immer vergessen. Typisch Deutschland. Aber mein Problem solle es nicht sein. Mein Problem ist, wie das Bewerbungsverfahren an Universitäten verläuft, denn da werde ich nicht schlau draus. Ich dachte mir, man könne wohl einfach das gewünschte Fach und die Stadt in Google eingeben und dann findet man alle Infos. Pustekuchen!!! Die Webseiten von Unis sind total kompliziert strukturiert. Das werde ich mir die Tage mal alles vornehmen, aber die Bewerbungsfrist geht noch bis 15. Juli. Bis dahin sollte ich es wohl gecheckt haben. Die Abiturnoten sind aber erst am 1. Juli klar. Verrücktes System.

Und als ich dann nach Hause kam, habe ich als erstes meine E-Mails abgefragt. Nichts, von dem gestrigen Casting. Gar nichts!!! Ich weiß beim besten Willen nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein soll, aber dieses Warten ist wirklich nicht gut für mich.

Dafür gab es aber eine Absage von der Produktion wo ich letzte Woche zum Casting war und die hat mich mal ordentlich runter gezogen und das obwohl sie extra rein geschrieben habe, dass ich dies Absage nicht als Wertung meines Könnens auffassen soll. Sie hätten halt momentan keine Rolle, auf die ich von Typ passe. Ehrlich gesagt, habe ich mich letzte Woche schon gefragt, warum sie mich überhaupt für diese Rollen in Betracht ziehen, aber in Produzenten steckt man nicht drin! Außerdem haben sie jetzt Demomaterial und das ist auch schon gut für die Zukunft.

Und dennoch haut das rein. Ich hab 3 Abraham Videos geschaut um mich halbwegs wieder in Balance zu bringen, dabei habe ich gestern noch geschrieben, dass man sich in Dankbarkeit üben soll dafür, dass man überhaupt in der Lage ist schlechte Stimmung zu erkennen, denn nur dann hat man die Chance sie zu ändern. Und ich habe sogar noch das Glück, dass ich sie überhaupt ändern will!!! Und natürlich kann Training im *Absagen einstecken* auch nicht schaden. Vielleicht habe ich deshalb früher weniger Castings angezogen, weil meine Angst vor Absagen zu groß war. Jetzt ist sie geringer, weil ich glaube, dass das mit dem Gesetz der Anziehung leichter ist und weil ich in der Lage bin zu denken: Wenn es mit dieser Rolle nicht klappt, kommt eine bessere! Was nicht heißt, dass es immer leicht ist, das zu denken.

Dafür haben dann auch wieder andere Sachen geklappt, Sachen, an die ich natürlich den ganzen Tag nicht gedacht habe.

Ich hatte mich für eine Dating-Show beworben, die auch auf einem Jobportal für Schauspieler ausgeschrieben war. Es gibt eine Aufwandsentschädigung, die mich hauptsächlich interessiert, weniger als jemanden kennen zu lernen. Ich weiß zwar noch nicht genau, was ich davon halten soll, aber den Bewerbungsbogen zurück schicken, kann vorerst mal nicht schaden. Wenn ich in einer Datingshow wäre, könnte ich im Fernsehen vielleicht Schleichwerbung für Rohkost machen!;-))))

Und dann kommen plötzlich wieder Bestellungen im Shop rein und auch ein Workshop wurde gestern gebucht. Somit habe ich nun einen Workshoptermin, für den ich auch noch weitere Interessierte aufnehmen kann. Am 21. April, das ist Gründonnerstag um 17 Uhr in Köln. Wer Interesse hat, kann sich unter silke@rohelust.com mit mir in Verbindung setzen.

So mies wie gestern habe ich aber die letzten 700 Tage nicht mehr gegessen! Für meine Verhältnisse war das echt gruselig, zum einen weil ich nichts mehr da hatte, zum anderen weil ich keine Zeit zum Einkaufen hatte und dann noch weil ich in der gestrigen Aufregung gar keinen Hunger hatte:

2 Grüntee

12 Uhr: Tasse Kaffee mit Milch und Zucker beim Casting

14:30 Uhr: ½ Rest des Salats vom Vortag

18:30 Uhr: 3 handvoll Mandeln

21:30 Uhr: zweiter Hälfte des Salats vom Vortag
2 handvoll Mandeln

Und nun sitze ich heute hier und warte immer noch auf den Anruf. Aber drüber schreiben nimmt einen Teil des Gewichts. Ich bin in ziemlich guter Stimmung aufgewacht, habe mich dann aber selbst ziemlich schnell wieder runter gezogen. Automatisch quasi. Dabei konnte ich ziemlich lange schlafen, muss heute nur 3 Stunden in die Videothek und habe einen recht ruhigen Tag vor mir.

Zum Einschlafen habe ich dann weiter Rudolf Schenkers Buch Rock your life: Der Gründer und Gitarrist der Scorpions verrät sein Geheimnis: Mit Spaß zu Glück und Erfolg gelesen und dort wo ich gerade bin erzählt er die Geschichte, wie er nach der Schule mit einer Ausbildung anfängt. Er erwähnt konkret, dass er die Geschichte erzählt, weil er schaubar machen will, wie sein einziger Versuch aussah etwas zu tun um damit Geld zu verdienen. Er ist kläglich gescheitert, weil er unglücklich und gelangweilt war und hat sich dann dagegen entschlossen und ist seit seinem 16. Lebensjahr dann nur noch seiner inneren Stimme gefolgt und hat das gemacht was ihm Spaß macht und behauptet er habe in den letzten 40 Jahren nichts mehr gemacht was sich irgendwie wie Arbeit anfühlte. Natürlich hat er damit viel mehr Geld gemacht. Millionen!!!

Bevorzugter Seinszustand halt. Muss doch was dran sein. Er erzählt, dass er das Wissen um diesen ganzen spirituellen Kram aus Yoga-Büchern seines Vaters hat! Beneidenswert. So viel Courage hatte ich nie, meiner inneren Stimme zu folgen, auch wenn ich das Glück hatte, sie zumindest zu hören und mich für eine Schauspielausbildung entschlossen habe. Im Gegensatz zu ihm habe ich aber auch auf die Miesmacher gehört. Muss ich bleiben lassen…

Alles Liebe,

Silke

PS: Fuck, Absage erhalten. Telefonisch von der Regieassistentin.- Es gibt immer ein erstes Mal..."Die Kollegin passt besser in das Rollenprofil. Wir behalten Ihre Unterlagen für ein nächstes Mal da...."

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