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Freitag, 17. Februar 2012

Raw & Beyond...


Ich hab in den letzten 2 Tagen das kürzeste Rohkostbuch ausgelesen was es gibt und ich bin mir nicht mal sicher, ob sich die Anschaffung gelohnt hat, außer, dass es mein Ego bestätigt hat. Es ist immer toll Bücher zu lesen in denen die eigenen Ansichten bestätigt werden ;-)

Es ist das Buch Raw and Beyond: How Omega-3 Nutrition Is Transforming the Raw Food Paradigm von Victoria Boutenko, Elaina Love und Chad Sarno. Es besteht eigentlich nur aus 3 Aufsätzen und 100 Rezepten, ist aber auch nicht sonderlich teuer.

Victoria Boutenko verwirft hier öffentlich ihre beiden Dogmen:

„Alles Rohe ist besser als alles Gekochte“

und

„Rohkost ist die beste Nahrung für den Menschen, weil alle Tiere der Welt auch 100% Rohkost essen“

Das erste Dogma wiederlegt sie, indem sie Nährstoffgehalte vergleicht: Gedämpfter Spargel im Vergleich zu Cashews, leicht gekochter Rotkohl im Vergleich zu Mandelpüree und einen gebackenen Apfel im Vergleich zu Rohkostkuchen. Das jeweils Gekochte enthalte mehr Nährstoffe als das rohe Vergleichsobjekt. An dieses Statement schließt sie eine Studie an, welche besagt, dass beim Dämpfen oder leichtem Kochen 80% der Nährstoffe erhalten bleiben würden. Das sei beim Frittieren und Rösten natürlich anderes. Da würden mehr Nährstoffe zerstört und es würden außerdem Karzinogene entstehen sowie Acrylamid und Mutagen etc.

Das zweite Dogma widerlegt sie, indem sie erzählt, dass ihre eigene Gesundheit im Laufe der 100% Rohkostjahre immer schlechter geworden sei. Zunächst nach 7 Jahren, da hat sie dann die Greensmoothies entdeckt. 2010 hat sie dann aber rausgefunden, dass in der Ernährung ihrer Familie Omega 3 Fettsäuren zu kurz kamen und dass viel zu viele Omega 6 Fettsäuren verzehrt wurden, was wahrscheinlich noch gravierender ist.

Ich denke die meisten Rohköstler verzehren genug Omega 3 durch Leinsamen, Hanf, Chia und Co (80/10/10er möglicherweise zu wenig), aber sie verzehren auch Unmengen Kakaobutter, Olivenöl, Kokosöl, Cashews etc. Es wird ein Verhältnis von 1:2 bis 1:4 Omega 3 zu Omega 6 Fettsäuren empfohlen, wobei ich da nicht weiß, wie viel denn Überhaupt empfohlen wird. 0,5 bis 1,5 g heißt es, jedoch Abhängig von Körpergröße, Gewicht und körperlicher Aktivität. Ich verzehre an einem Standarttag um die 2 Gramm, allein aus Brokkoli und 5 g Leinsamen, die ich gemahlen unter das Porridge gebe und dann ca. 7 g Omega 6 was ein ziemlich optimales Verhältnis macht. Der Chronometer sagt allerding Omega 6 sei zu wenig. Ich nehme mal an, dass der nicht genug differenziert bzw. ein Verhältnis von1:4 errechnet.

Seit 2010 isst Victoria Boutenko keine Nüsse mehr, dafür aber leicht gedünstete grüne Blätter und hält 1600 kcal pro Tag ein. Damit fängt ihr Gewicht, wie sie sagt an, sich immer mehr zu normalisieren, nachdem zuvor fast alle ihre Kalorien aus Nüssen gekommen seien. Sie bezeichnet sich selbst als 90-95% roh.

Elaina Love hat keine so gravierenden Erfahrungen gemacht. Ihr Wohlbefinden sagt ihr, dass nur 80% roh für sie besser ist als 100%. Sie selbst war 6 Jahre lang 100% roh und nicht nur fühle sie sich besser, wenn sie auch was Gekochtes isst, sie bekomme auch immer dann von anderen Leuten gesagt, dass sie besonders gut aussähe wenn sie nicht 100% roh sei. Zudem erwähnt sie, dass sie sich damit mehr geerdet fühle. Abgesehen von den körperlichen Vorzügen erwähnt sie aber auch, dass dieser Druck 100% roh sein zu müssen nicht mehr auf ihren Schülern laste, die an ihren Seminaren teilnehmen. Viele hätten im Laufe der Jahre gesagt: „Ach, Rohkost kann ich nicht, das ist zu viel Einschränkung.“ Daher lehrt sie nun nicht mehr 100% roh sondern so viel man kann, aber gerne auch nur bis zu 80% als Maximum. Elaina Love isst auch Hülsenfrüchte und Getreide, was Victoria Boutenko nicht macht.



Chad Sarno schildet hingegen wie bei ihm, nachdem er bereits 14 Jahren vegan und davon 6 Jahre roh war, ein zu hoher Cholesterinspiegel festgestellt wurde. Das gilt offiziell als unmöglich, aber ich habe es am eigenen Leib auch erlebt. Auch hier wieder ein Zusammenhang zwischen zu viel Fett, besonders das falsche und zu viel Trockenfrüchten und Süßkram. Nach dieser Diagnose habe er dann das Fett größtenteils weggelassen und dafür gekochtes Getreide und Hülsenfrüchte integriert und binne 4 Monaten war sein Cholesterinspiegel wieder normal.

Und dann folgen 100 Rezepte, teilweise gekocht, teilweise roh, teilweise beides und schade finde ich an dem Buch, dass nur auf die Omega 3 Fettsäuren verwiesen wird und nicht auf die anderen Dinge, die bei 100% veganer Rohkost Probleme machen können. Zu viel Zucker und zu wenig Eiweiß und möglicherweise auch noch B Vitamine und Zink. Die sind mit Kochkost ebenfalls leichter zu bekommen.

Ich denke zurück an Mails die ich bekommen habe in den fast 3 Jahren ,die ich an dieser Stelle schreibe. „Silke, Rohkost funktioniert nicht, ich hab das so und so lange gemacht und dann ging‘s mir schlecht“ Das war nicht wissenschaftlich begründet und es hat auch niemand geschrieben, was denn tatsächlich funktioniert. Jap, Rohkost funktioniert nicht, reine Kochkost funktioniert aber auch nicht!

Ich fahre immer noch optimal mit meinen 70% roh, obwohl ich letztes Wochenende bei meinem Vater war, dort zu viel Gekochtes gegessen habe und dann sofort wieder Pickel bekam. Das ist echt zum kotzen, aber so ein eindeutiges Zeichen, dass ich das nicht machen darf. Dafür habe ich wieder ein kg Körpergewicht verloren, bei durchschnittlich 1700 kcal pro Tag und liege jetzt bei 62,9 kg.

Und dann gibt es ja immer mal wieder Leute, die ein paar Jahren, so 3 oder 4 , roh sind und behaupten mit Rohkost sei man bestens mit allen Nährstoffen versorgt. Victoria Boutenko war 15 Jahre 100% roh, Elaina Love und Chad Sarno 6. Daher frage ich mich, wie kann jemand der nur ein paar Jahre roh ist das komplette Ausmaß seiner Ernährung einschätzen? Häufig wird dann behauptet: Ich fühle mich so optimal!

Ich hab mich auch immer optimal gefühlt, aber wenn man dann mal längere Zeit tatsächlich alle Nährstoffe isst, die der Körper braucht und das anhand eines Computerprogramms überprüft, dann stellt man fest, dass man sich tatsächlich noch viiiieeel besser fühlen kann. Ich weiß nicht, ob es noch besser geht als jetzt, aber das letzte Mal, dass ich mich so gut gefühlt habe wie jetzt, war vor ca. 4-5 Jahren, wo ich nicht 100% roh war und zudem noch rohen Fisch regelmäßig und auch Rohmilchkäse regelmäßig gegessen hab. Das war hingegen wahrscheinlich viel zu viel Fett, aber da hatte ich definitiv genug Eiweiß. Und vor allem kein so straffes bindegewebe wie jetzt. Ich schaue immer wieder verzückt über den eigenen Körper in den Spiegel. Das hätte ich mir echt nicht träumen lassen. Mehr Beweise brauche ich jedenfalls nicht.

Alles Liebe,

Silke

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