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Donnerstag, 2. Februar 2012

Warum Rohkost eine Pseudowissenschaft ist...

Das Semester neigt sich dem Ende zu und wir haben diese und letzte Woche Wahlpflichtkurse. Weil ich letzten Donnerstag und Freitag wegen Dreharbeiten schwänzen musste, habe ich einen Kurs belegt, der Montag und Mittwoch stattfinden sollte und eigentlich Terminologie war. Da sich aber nur 3 Leute dafür angemeldet hatten, fiel der aus und statt dessen wurde ein anderes Seminar angeboten, eines welches sich mit Philosophie in der Wissenschaft beschäftigte und endlich habe ich mal wieder was kapiert, da ich Philosophie im Abi hatte, im Gegensatz zu Physik und Chemie. Das wurde am Abendgymnasium gar nicht angeboten und ich breche mir immer noch die Zähne daran aus, auch wenn ich sehr gewillt bin alles zu verstehen, aber ich weiß auch, wie groß meine Defizite auf den Gebieten sind.

Zunächst habe ich mich sehr geärgert, dass ich jetzt Zeit für dieses Seminar opfern muss und sie nicht in Physik oder Chemie investieren kann, aber es ist ja immer so, dass die Dinge so kommen wie sie genau richtig sind. Jetzt bin ich froh, dass ich dort war.

Am Dienstag wurde ein Text gelesen und besprochen mit dem Titel „Why Astrology is a Pseudoscience“ also warum Astrologie eine Pseudowissenschaft ist und die Quintessenz des Textes war, dass Astrologie hauptsächlich deshalb eine Pseudowissenschaft ist, weil sie es in mehr als 2000 Jahren Existenz nie versucht hat sich als Wissenschaft zu behaupten. Für Wissenschaften gibt es Lehrstühle. Besonders beeindruckend ist das, wenn man die Astrologie mit der Psychologie vergleicht, die erst seit 100 Jahren existiert und die durchaus an Universitäten gelehrt wird.

Daraufhin fiel mir ein, dass auch Rohkost eine Pseudowissenschaft ist. Sie wird nur von Laien betrieben und propagiert und es gibt kaum wissenschaftliche Untermauerung. Es gibt aber durchaus wissenschaftliche Untermauerung für so Sachen wie Heilfasten oder positive Effekte von Obst und Gemüse auf die Gesundheit, es gibt aber keinerlei wissenschaftliche Untermauerung dafür, dass eine ausschließliche, 100%ige Rohkost die Non Plus Ultra Ernährung ist. Tatsächlich gibt es eher Beweise für das Gegenteil, wie die Gießener Rohkoststudie, die die Mängel von allen Rohkostgruppen aufzeigte. Dennoch wurde auch hier empfohlen 50% Rohkost zu verzehren und das ist auch das, was viele Ernährungsberater empfehlen.

Soweit ich informiert bin ist Dr. Gabriel Cousens die einzige Person, die sich wissenschaftlich mit Rohkost auseinander setzt und auch Studien dazu durchführt. Aber auch Cousens empfiehlt nicht jedem 100% Rohkost und warnt vor B12 Mangel bei Veganern und Vegetariern obwohl er selbst seit 30 Jahren 100% roh-vegan isst und kein B12 supplementiert. Die meisten Laien, die Bücher über Rohkost schreiben, geben ihre eigenen Erfahrungen wieder und halten die Ernährung, die für sie funktioniert, für die Beste für alle. Das macht Cousens nicht. In seinem Institut werden Blutwerte gemessen und statistisch lässt sich nachweisen, dass viele Veganer und Vegetarier unter B12 Mangel leiden. Natürlich auch Normalköstler und die Ursachen dafür können unglaublich vielfältig sein.

Man mag versucht sein zu argumentieren, dass das mit der Rohkost alles noch so neu ist und sich halt noch nicht als Ernährungsform durchgesetzt hat, weil die Pharmaindustrie alles unterdrückt und mit Obst und Gemüse kein Geld zu machen ist. Tatsächlich ist Rohkost aber nicht neu, man denke an Maximilian Oskar Bircher-Benner. Und das die Industrie überall mit reinspiel mag durchaus stimmen.

Es fehlt aber auch gravierende Aufklärung, denn wenn ich mir nur das Mensaessen anschaue, weiß ich beim besten Willen nicht, wie man damit auf genug Nährstoffe kommen kann. Gestern spielte ich kurz mit dem Gedanken ob ich ein wissenschaftliches Projekt über das Mensaessen machen sollte, so ähnlich wie Supersize me nur eben mit Mensaessen. Und das Mensaessen ist nicht mal das Schlimmste, wenn man die Mengen an Süßkram und Industrienahrung anschaut, die viele Leute verzehren. Es wird irgendwie nicht genug vor der Schädlichkeit gewarnt. Alkohol und Nikotin wird gravierend angegriffen, aber Industrienahrung nicht!

Klar, die Dosis macht das Gift. Ein Stück Schokolade hat noch niemandem geschadet, aber jeden Tag eine ganze Tafel über Jahre mag durchaus schädlicher sein als jeden Tag ein Bier. Aber auch das ist jetzt nur so eine Behauptung von mir. 1 Tafel Schoko täglich und sonst Obst und Gemüse, kann bestimmt auch nicht schaden. Die meisten Leute essen aber alles: Bier, Schoko und Industrienahrung und zumindest das lässt sich wissenschaftlich bestätigen: Vollwert mit 50% Rohkost ist eine sehr gesunde Ernährung. Wie kriegt man das aber unter die Leute?

Ich glaube am besten macht es tatsächlich Weight Watchers und wird da auch noch stinkreich bei. Abnehmen wollen alle. Man gebe Obst und Gemüse einfach keine Punkte und die Leute essen es. Alle Leute mit denen ich jemals gesprochen habe die Erfahrungen mit Weight Watchers haben, erzählten mir, das sei super. Sie hätten sich bei dem vielen Obst und Gemüse super gefühlt. Dann hätten sie damit aufgehört und wieder zugenommen, daher sollten sie mal wieder Weight Watchers machen. Wieso dringt es nicht in sie, dass man sich bei Obst und Gemüse so großartig fühlen kann? Warum rutschen sie wieder in alte Verhaltensmuster? Wissen sie nicht, wie man es lecker zubereiten kann? Wissen sie nicht, wie wichtig es ist sich ausgewogen zu ernähren? Ist es einfach nur praktisch, Industrienahrung zu essen .

Und dann bin ich direkt wieder bei den Diabetikern, die 20% aller Krankenkassenkosten verschlingen. Eine reine Zivilisations- also Ernährungskrankheit. Krebs und Herzinfarkt ebenso. Nicht zu vergessen Arteriosklerose. Dummerweise alles im Endeffekt Alterskrankheiiten, was schlussendlich nur bedeutet, dass sie auftreten, wenn man jahrelang missbrauch betrieben hat aber mit genug Konsequenz in der Ernährung durchaus auch zu beheben ist.

Ich denke noch an die Worte meiner Tutorin, 9 Semster Medizinstudentin, die uns erklärte, dass erst seit 10 Jahren die Schulmedizin damit konform geht, dass eine Lebeerzirrhose durchaus reversibel ist. Die meisten Menschen hätten aber nicht die ernährungstechnische Konsequenz ihre Leberzirrhose zurück zu bilden. Klar, weil vielfach nur gesagt wird: Reduzieren sie tierische Produkte und Industrienahrung. Irgendwie muss es noch weiter gehen und es muss schmecken und es muss sich in der Gesellschaft durchsetzten.

Mittlerweile gibt es ja einige vollwertige Bioprodukte am Markt, aber die sind dann reichlich teuer. Dr. med Ernst Walter Henrich hat diesen Kurzfilm über vegane Ernährung auf seiner Seite. Darin heißt es, dass für die Produktion von 1 l Milch 1000 l Wasser benötigt werden. Ich kenne auch noch Quellen, da heißt es 200 l Wasser werden benötigt. Spielt keine Rolle, wenn man sich anschaut, dass 1 l Milch 60 Cent kostet und ein Liter Markenwasser wie Gerolsteiner 80 Cent. Würde Milch nicht so gravierend subventioniert werden, würde ein Liter 120 bis 600 € kosten. Ok, ich gebe zu: Kühe trinken kein Gerolsteiner sondern nur Leitungswasser. Und das, obwohl Kuhhaltung die dümmste Idee der Menschheit überhaupt ist: Methanproduktion, Darmkrebs und Tierleid gehen nachweislich auf Rinderhaltung zurück. Viele andere Dinge auch, aber die kann ich nicht alle aufzählen.

Es gibt viele andere tollere Dinge, die man mit diesen Subventionen anstellen könnte, nämlich z.B. Biovollwertnahrung auch für arme Menschen erschwinglich zu machen. Dann könnte man sich die Krankenkassenkosten sparen und hätte eine durch und durch gesündere und zufriedenere Bevölkerung und einen durch und durch gesünderen Planeten.

Also Aufklärung muss her an tausenden von Stellen und die hat nichts mit vegan oder nicht oder Rohkost oder nicht zu tun. Ich fühle mich gerade ein bisschen wie David gegen Goliath und mit genug wissenschaftlichem Unterbau kriegt man vielleicht auch auf die Dauer eine Änderung der Verhältnisse hin.

Das geht nur leider nicht so lange Rohkost eine Pseudowissenschaft bleibt und sich die Szene völlig zerstreitet und gegeneinander hetzt ob man vegan ist oder nicht ob man Obst isst oder Fett oder was weiß ich was. Oder irgendwelche Blogger mit Beleidigungen traktiert. Es ist eine Frage des gemeinsamen Nenners.

Und das ist der Punkt, an dem ich froh bin, im Kreis von Wissenschaftlern zu sein.

Alles Liebe,

Silke

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6 Kommentare:

  1. Hihi,

    ich sehe das nicht so, ich habe das in der UNI gelernt über Karzinogenese, also Krebsentstehung.

    Rotes Fleisch trägt zur Entstehung von Darmkrebs bei und Obst und Gemüse trägt zur Verhinderung von Lungenkrebs bei. Darmkrebs ist der zweithäufigste Krebs und Lungenkrebs der dritthäufigste. Prof. Robert lehrt das.

    Das ist nicht auf meinem, oder irgendeinem esoterischen Mist gewachsen, sondern wird an der Medizinischen Fakultät in Köln gelehrt.

    Wer das anzweifeln will, kann das gerne versuchen!:-)

    LG Silke

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  2. Jep, aber Lungenkrebs ist der zweithäufigste Krebs wegen des Rauchens. Die Schädlichkeit von rotem Fleisch ist eh klar, leider hat helles Fleisch zuviel Antibiotikum ,-)
    Genetische Veranlagung spielt eine besonders große Rolle.
    Du kommst nach deinem Vater, deswegen musst dir nicht soviele Sorgen machen, und auch nicht so sehr das Essen auseinander rechnen ,-) Das heißt nicht, dass du dich nicht ausgewogen ernähren sollst, aber eher unbewusst, nicht jahrelang so fixiert, das verjagt Typen;-))

    Best
    Lucinda

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  3. Die tollen Typen bleiben trotzdm!:-)

    In meiner Vorlesung war Lungenkrebs der dritthäufigste! Hey, trau keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast...;-)))

    Was ich hier mache ist nur Wissenschaft. Da muss ich leider detailliert sein!

    LG Silke

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  4. Schöner Beitrag, danke dafür. :-) Ich habe mich auch schon öfter gefragt, warum Menschen eine Ernährungsform wählen (wie z.B. Weight Watchers), sich gut dabei fühlen, und dann doch wieder in alte Muster zurückfallen. Ich schätze, das hat zum einen mit Konditionierung zu tun (Zusatzstoffe in Industrienahrung sind eben toll und lecker, wenn man das von klein auf so gelernt hat) und zum anderen ist ein Riesenanteil an gesellschaftlichem Druck dahinter. Letzte Woche erst wieder am eigenen Leib erlebt, als ich übers Wochenende verreist war. Was ein Akt, man muss sich ständig rechtfertigen dafür, dass man eben nicth "normal" wie andere isst. Bevor Menschen nicht gelernt haben, dass es für jeden individuell eine angemessen geeignete Ernährung gibt, wird das wohl leider auch nicht einfacher ...

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  5. DAnke :-)

    Hm, irgendwie muss ein Ruck durch Deutschland gehen. Ich dachte gestern darüber nach, dass in allen Restaurants das Rauchen verboten ist, aber der raffinierte Zucker und das tierische Fett nicht. Das kommt mir irendwie selsam vor....

    Zu deiner Theorie des gesellschaftlichen Drucks: Ich war letzten Sonntag 2 Mal zum Essen eingeladen und es fiel mir leicht etwas Gesundes zu finden. Das erst war Brunch in einem Szenelokal und das 2 Mal Sushi. Klar, das war keine 100% roh, das ist tatsächich sehr schwer in der Gesellschaft, vegan ist auch recht schwer, eigentlich schwerer als Rohkost, aber Vollwert mit viel Salat ist durchaus ziemlich realistisch. Gut, manchmal muss es dann weißer Reis sein und nicht Vollkornreis, aber an Reis ist nicht viel auszusetzten von Ernährungswissenschaftlichen Gesichtspunkt.

    Jedem der mich nach Weight Watchers fragt sage ich jedenfalls, das sei super.

    Das mit den Rechtfertigungen wir im übrigen auch graviered weniger, wenn die eigene Ernährungsweise für einen selbst selbstverstädlich wird. Das spüren die Mitmenschen bzw. man zieht dann die Fragen nicht mehr an :-)

    LG Silke

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    1. Hey silke ich weiß der Post ist schon etwas her ich hoffe allerdings dass du dich noch aktiv für diese Themen interessierst.
      Heutzutage ist es sehr wichtig sie auch aus wissenschaftlicher Sicht zu beleuchten da unser westliches mindset nun mal so geholt ist und die Menschen so leicht erreicht werden ohne dass ein Esoterik vorwurf entstehen kann.
      Ich bin auch sehr interessiert an dem dem thema und freze mich auf einen persönlichen Austausch.
      Herzlichen Gruß
      Aria

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