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Montag, 9. September 2013

Sugardown...



Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, dass ich mich das ganze Wochende über lustlos gefühlt habe ohne es mir erklären zu können. Ich dachte, ich würde die Zeit genießen, die Freiheit vom Krankenhaus und das fantastische Wetter nutzen können. Aber irgendwie hatte ich keine Lust auf nichts. Ich war auch am Samstag nochmal Simulationspatient und auch das hat auch nicht wirklich Spaß gemacht. Das letzte Mal, dass ich mich so gefühlt habe, war nach einer Klausur, wo ich mich mit Kaffee und Zucker hochgeputscht und leistungsbereit gemacht habe.

Es war heute morgen erst, dass ich da hinter kam, dass hinter meiner aktuellen Niedergeschlagenheit das selbe Prinzip steckt, nur dass die Gründe, warum ich Schokolade, Alkohol und Kaffee konsumiert habe, andere waren. Nicht Stress, sondern Spaß. - Aber das Gefühl danach war genau das gleiche. Ich kann mich so nicht leiden, so antriebslos und sinnlos in der Welt, keine Aufgabe, kein Elan, keinen Lebenssinn. Das ist für mich ein furchtbarer Zustand und jedes Mal, wenn er mich ereilt, was vielleicht alle viertel Jahr ist, frage ich mich ob das eine Depression ist. Es geht so schnell wie es gekommen ist und ist nach 2 Tagen im Allgemeinen vorbei. Nach 2 Tagen mit vollwertigem Essen.

Es hat total Spaß gemacht das zu konsumieren, aber ich denke jetzt bin ich an dem Punkt wo ich erkenne, dass ich die Konsequenzen davon in meinem Leben nicht haben will. Diese Niedergeschlagenheit! - Ich fühle mich nicht körperlich unwohl, sondern seelisch. Ich fühle mich wie ich mich früher fühlte in einem miesen Job, einer miesen Wohnung, den ganzen Tag über Kaffee konsumierend bis man dann gegen 18 Uhr zu Bier überging. Damals hatte ich keine Ahnung was zuerst da war, die Henne oder das Ei, sprich, der miese Job und das sinnlose Leben oder das schlechte Essen, die Genußmittel. Ich wundere mich auch, dass ich da sogar heute noch drauf rein falle. Ich denke immer, ein bisschen was kann ich doch mal in gesellschaft genießen. Rein körperlich könnte ich das auch, denn davon wird der Körper nicht krank. Mein Geist aber!

Die Täuschung liegt in diesem verzögerten Effekt. Während des Konsums fühlt man sich toll, genießt, hat Spaß. Mies fühlt man sich 24 Stunden später. Dann nervt die Katze und bettelt und Futter und/oder Aufmerksamkeit und die Ursache der miesen Laune meint man in dem nervigen Verhalten des Tieres zu finden. Dem ist aber nicht so. Die Ursache war 24 Stunden früher.

Nun mache ich sowas 1 Mal und bereue es und erkenne den Mechanismus und hoffe inständig, dass ich mich nächstes Mal besser verhalte. Aber was ist denn dann in der ganzen restlichen Welt los??? Es gibt so unglaublich viele Menschen, die sich tagein tagaus so verhalten. Und auch ich hatte gestern Gelüste, die dann auch wieder nur durch raffinierten Zucker zu bändigen waren und habe dem mit einem Schokoriegel nachgegeben. Das ist ein furchtbarer, entsetzlicher Teufelskreis der einen dann zu Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht, Krebs und Gicht führt. Wo ist anzusetzen um dieses Problem in den Griff zu kriegen?

Ich habe da meine Tricks, mein Handwerkszeug, meine Rezepte mit denen ich guten Geschmack und emotionale Befriedigung auslösen kann und mich darüber von Sachen entwöhnen kann. Das funktioniert allerdings auch nur, wenn man den Mechanismus erkannt hat. Was ist mit den Leuten, die das nicht haben? Ich schätze ich bin immer noch für ein Verbot gewisser Nahrungsmittel durch die Regierung. Die Nahrungsmittel selbst sind nämlich in der Lage unser Belohnungssystem so zu beeinflußen, dass wir sie für gut halten, auch wenn sie schlecht sind, aber wahrscheinlich fallen auch die Regierenden und mit ihnen die Ärzte auf ihr eigenes Belohnungssystem rein. Wenn sogar ich darauf rein falle!!! So viel dazu...

Ich weiß auch nicht so genau, wie ich nun wiederum damit innerhalb der Gesellschaft, sprich in meinem Freundeskreis, umgehen soll. Ich muss mir schon an die eigene Nase packen, da ich Freitag Abend die Schokolade und den Alkohol durchaus wollte. Aber weil das Siegel "vegan" drauf war, hieß das offensichtlich noch lange nicht, dass das gut für mich ist. Aber es hat Spaß gemacht!

Mein Joggingfreund hat mich Samstag Abend zu McDonalds geschleppt um noch einen Kuchen im McCafé zu essen und obwohl ich der Meinung bin, dass man McDonalds boykotieren muss, und das meistens auch tue, habe ich mich darauf eingelassen. Wie viel ist zu viel des Guten, ab wann schadet mir irgendein Genußmittel, so dass ich mich am nächsten Tag nicht mehr wie ich selbst fühle? Aber welchem Moment hängt mein Belohnungssystem voll in den Klauen eines Nahrungmittels? Bin ich bereit Spaß mit Freunden zu opfern, um mich am nächsten Tag wie ich selbst zu fühlen? Gibt es einen Mittelweg?

Dabei habe ich tatsächlich den Eindruck, dass der Zucker schlimmer ist, als der Alkohol. Ich kann mich an Abende mit Alkohol, aber ohne Zucker erinnern, wo ich diese Gefühle nicht hatte. Und ich schätze es ist auch die Menge des Zuckers. Ich muss noch mal in mich gehen um wirklich zu erörtern, was der zugrundeliegende Mechanismus ist, auch vielleicht was biochemisch und physiologisch das Problem ist. Auf jeden Fall ist das das Hauptproblem in der westlichen Welt, die Ursache für alle Zivilisationskrankheiten und für all den Frust der Menschen.

Neben dem Schokoladenkuchen habe ich mich am Samstag Abend aber ziemlich gut verhalten. ich habe in einer Pizzaria eine Pizza ohne Käse bestellt und nur 2 Gläse Wein getrunken. Zudem war ich recht früh zuhause. Pizza ohne Käse zu bestellen ist ziemlich leicht, muss ich sagen, schmeckt auch meistens. Mein Wunsch wäre, dass Pizzarien auch noch Vollkornteig in ihr Sortiment aufnehmen, dann kann man nicht mehr groß meckern.

Den Kuchen von McDonalds haben wir uns geteilt. Ein Stück für 2 Personen und das war ein Segen, denn ich habe ihn nachträglich im Internet nachgeschlagen: 1 Stück Schokoladenkuchen hat 895 kcal auf ein Stück! - Jetzt stellt euch mal vor, jemand hat vorher schon einen Burger, Fritten und ne Cola gegessen und hat dann noch Lust auf was Süßes und kauft sich so einen Kuchen: In einer einzigen Mahlzeit hat er dann 2000-3000 kcal konsumiert! Ist das krass oder was?

Ich selber habe an dem Samstagabend 3500 kcal gegessen und bin jetzt heilfroh, dass ich keine Menschen mehr treffe da ich 2 Wochen fast im Krankenhaus durcharbeiten muss. Und ich bin froh, dass ich noch 2 Wochen darüber nachdenken kann, wie ich mich das nächste Mal bei anderen Menschen verhalte. Und ich habe durch diese Aktion wieder ein noch größeres Verständnis für die Lage meiner Patienten entwickelt. Wenn ich das Sucht-Emotio-System nicht vollends begreife, wie sollten die dann? Ich habe einen Patienten, der ist sogar Analphabet! Dem kann ich kein Rezept aufschreiben, dem kann ich nichts zu Lesen geben, was seine Krankheit betrifft. Der ist allen Aussagen der Ärzte ausgeliefert...

Inspiriert war ich allerdings diesen Schokoladenkuchen in einer gesunden, veganen Variante nachzubacken und ich glaube es ist mir auch relativ gut gelungen. Ich brauche eigentlich einen Testesser, aber für Diabetiker ist er dennoch nicht tauglich. Da ist zu viel Fett drin. Vielleicht kiege ich da aber auch noch den Dreh hin und finde eine fettärmere Variante...

Menu des Tages am 8. September

2 Brownies
2 Bananen
3 Grüntee

Gemüsepfanne aus Vollkornnudeln, Gemüseresten und Kichererbsen


Banane mit Hanfprotein püriert

1 Haselnussriegel
1 Bananen-Hafer-Happen
3 Paranüsse
etwas Cashew Frosting
1/2 Zimtcupcake
1 Dattel

Salat aus Blattsalat, Knoblauch, Paprika, Apfel, Gurke, Rosinenvinaigrette

Ich fasse es nicht, wie bescheuert ich gestern war! - Ehrlich, das ist mir erst heute morgen aufgefallen, was mit mir gestern los war, weil ich keine Lust hatte zu bloggen und mich gefragt habe, wieso wohl. Ich hab nach und nach versucht meine schlechte Stimmung, welche durch Süßkram verursacht war, auch durch Süßkram wieder zu beheben, was natürlich nicht geht, auch wenn der Süßkram von gestern wenigstens vollwertig war.

Es kann sein, dass da der entscheidende Zusammenhang ist: Dass der Vollwertzucker nicht so schell ins Blut geht, wie der raffinirete und dass da evtl. auch noch irgendwelche Antagonisten mit drin sind, die diese Nebenwirkung unterbinden. Vielleicht sollte ich mal testen ob irgendwas passiert, wenn ich einen kompletten vollwertigen Schokoladenkuchen esse!!! - Ehrlich gesagt, ich glaube wirklich, da passiert gar nichts. Hm, muss ich mal schauen, ob ich das irgendwie umgesetzt kriege. Und auch, wie ich mich jetzt immer daran erinnere was derartige Sachen für einen Einfluss auf meine Stimmung haben! Das muss in meinen Schädel!!!

Barnard schreibt darüber in Breaking the Food Seduction: The Hidden Reasons Behind Food Cravings---And 7 Steps to End Them Naturally aber ich habe es nicht mehr eins zu eins vor Augen, welche Mechnismen da ablaufen. Was ich noch weiß´ist, dass wenn man den Opiatblocker Naloxon verabreicht bekommt, hat man keine Lust mehr auf Süßes und außerdem verminderte Gelüste auf Fleisch, was damit zusammen hängt, dass beim Konsum von beidem körpereigene Opiate ausgeschüttet werden. Serotonin und Co. spielen da dann auch noch alle mit rein...Ich les es nochmal...

Alles Liebe,

Silke

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5 Kommentare:

  1. Der Link zum Schokokuchen funktioniert nicht :) Brownies ohne viel Fett kann man vegan super machen, muss mal das Rezept suchen. Kichererbsen, Datteln, Kakao und noch was - schmeckt lecker :)

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  2. Danke für den Hinweis! Link ist repariert!

    Ja, ich weiß, es gibt etliche Rezepte, die vegan, fettarm und super-easy sind. Ich werd' was schickes für meine Diabetiker raussuchen.:-)

    LG Silke

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  3. Das mit dem Zucker kann ich voll und ganz besätigen. Ich mache ja auch so meine Experimente derzeit, weil ich ja ab Oktober auch wieder als Trainer arbeite. Besonders schlimm finde ich konventionellen Zucker, der schlägt sowas auf die Stimmung - ich bin jedesmal fassungslos. Sehe das ja auch bei meinen Kindern. Wenn die bei Mcdo.. waren sind sie erst gut drauf, aber dann - da würde ich am liebsten ausziehen.

    Bei vollwertigen Sachen, die ich so gut wie nie essen, weil ich gerade Dinkel überhaupt nicht vertrage, kommte es auf den Zuckeranteil an, so zumindest meine Erfahrung.

    Ich habe mich in der letzten Zeit sehr mit der basischen Ernährung auseinander gesetzt, zusammen mit meinem Mann herumexperimentiert und dann "normale" Sachen ausprobiert und es war noch schlimmer mit den Nebenwirkungen - echt wie besoffen. Kennst du das Buch http://www.amazon.de/Die-pH-Formel-F%C3%BCr-das-S%C3%A4ure-Basen-Gleichgewicht/dp/3442163749? Im Grunde geht es darum, dass die Basis aller Krankheiten eine Übersäuerung des Körpers ist. Ist lesenwert, vor allem auch deshalb, weil es da auch um Diabetes, Krebs usw. geht. Seine Empfehlung ist vollwertig und basisch, viel Rohkost und Gemüse, Gemüse, Gemüse. Liebe Grüße Petra

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  4. Hallo Silke! Ich habe ja noch nie kommentiert, aber heute muss ich einfach.
    Du hast ja so recht mit dem Thema "Zucker beeinflusst Stimmung".
    Was mich persönlich aber zur Zeit am meisten beschäftigt, das ist, dass ich mich mit meiner rohkostlastigen, vegetarischen Ernährung irgendwie ins "gesellschaftliche" Abseits katapultiere. Ich mache das jetzt seit ca. einem halben Jahr und mir gehts wirklich gut dabei. Am Anfang haben mein Freundeskreis und meine Familie mich ja auch noch recht interessiert unterstützt, aber inzwischen (und mit 6 kg weniger - von 69 kg auf 63 kg) bekomme ich mehr und mehr ätzende Kommentare unter die Nase gerieben. (Beispiel: Irgendwann fängt sie zu wiehern an, von dem ganzen Grünzeug.) Manchmal nehm ich das ja mit Humor - meistens. Aber innerlich ärgert mich das massiv. Wie geht's Du denn damit um?
    Viele Grüße aus Bayern! Bea

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  5. Hallo Bea.

    eigentich schreibe ich ja immer darüber wie ich damit umgehe. Manchmal gut, manchmal schlecht, wie am Wochenende. Ich kann es auch nicht leiden, mich ins gesellschaftliche Abseits zu katapultieren. Daher mache ich so Sachen, wie McDonald's Kuchen essen, wenn es halt MAL ist. Ich halte nichts von Dogmen. Und ich weiß, dass die Dosis das Gift macht.
    Worauf ich mich aber am meisten konzentriere ist, meine Freunde das essen zu lassen, was sie essen möchten. Das hat zur Folge, dass sie mich auch das essen lassen was ich möchte. Ich vermeide das Thema und zwar besonders beim Essen.
    Was ich essen möchte ist leider nicht immer verfügbar und manchmal möchte ich mich auch nicht einschränken.
    Um deine Frage zu beantworten: Ich habe keine Ahnung! Trial und Error, nehme ich an...

    LG Silke

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