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Sonntag, 13. Oktober 2013

Sucht kommt nicht von "suchen", sondern von "siechen"...



Hiermit schwöre ich mir feierlich hoch und heilig selbst, dass das das allerletzte Mal in meinem Leben war, dass ich irgendwas tue, wo ich nicht hinter stehe. Dass ich mich nie wieder so fremdbestimmen lasse und nie wieder mich selbst so verleugne. Vor allem nicht über einen so langen Zeitraum wie 6 Wochen.

Dummerweise ist mir auch klar, dass die meisten Menschen das nicht nur sechs Wochen lang machen, sondern ihr Leben lang. In der 6. Woche war ich so weit, dass ich all den Frust kompensieren musste. Ich wurde wie alle anderen auch. Ich war zu müde und zu frustriert um ohne Kaffee zu arbeiten. Ich wollte die Woche nur noch hinter mich bringen, habe am Donnerstag schon Süßigkeiten gegessen, die eine Schwester mitgebracht hatte, die ihren letzten Tag hatte, weil sie im Mutterschutz geht und habe am Freitag 3 meiner Halloween-Muffins gegessen, die superlecker waren. Und Freitag Abend dann zuhause restliches Bier von meinem Geburtstag getrunken und Schokolade gegessen, die ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Die billigste, ungesündeste Schokolade überhaupt! - Ich weiß beim besten Willen nicht, warum man überhaupt auf die Idee komm,t mir sowas zu schenken, da allgemein bekannt ist, dass ich davon nichts halte. Und wenn schon Schokolade, dann bitte mit Qualität! - Den Rest davon hab ich dann in den Müll geworfen...

Naja, und dann saß ich in der Vergnügungsfalle. Sitze immer noch drin. Habe keine Motivation, keine Lust auf irgendwas, würde am liebsten nur schlafen und kriege den Arsch nicht hoch. Zum Glück habe ich Erfahrung darin und ziehe meinen Arsch am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Ich gehe Joggen obwohl ich überhaupt keine Lust darauf habe. Das wird ein paar Endorphine ausschütten und meine Stimmung anheben und dann geht's wieder bergauf und ich werde nur noch Dinge machen, die ich gern mache.

Noch mal zur Vergnügungsfalle. Der Begriff ist von Douglas Lisle, Psychologe, der auch das Buch The Pleasure Trap: Mastering the Hidden Force That Undermines Health and Happiness, das ich mir kürzlich von meinem Geburtstags-Amazon-Gutschein auch bestellt habe. Er tritt auch in Gabel statt Skalpell auf und hält diesen wunderbaren TedTalk wo er erklärt, wie die Vergnügunsfalle funktioniert. Eigentlich ganz leicht und jedem klar.

Man macht irgendwas was viele schöne Neurotransmitter wie Serotinin und Dopamin ausschüttet, welche entweder glücklich machen und/oder beruhigen und die Glücksgefühle steigen ins Unermessliche. Genau wie beim Blutzucker, oder überhaupt bei allem im Leben, geht alles was steil ansteigt auch steil wieder bergab und man landet viel tiefer als man vorher war. Das ist der Mechanismus hinter jeder Sucht. Man braucht danach wieder mehr von dem Stoff um ein ähnliches Level an Zufriedenheit zu erreichen und crasht natürlich genau so schnell wieder. Man ist gefangen in der Vergnügungsfalle.

Eigentlich ist das mesolimbische System, das Belohnungszentrum, völlig ausgeglichen, in Ballance und kann normale Sachen als Belohnung nehmen. Freundschaft, Freude an der Arbeit, Sex/Flirts, Sport, Freude an der Natur, Liebe und all diese Dinge. Wenn man aber tagein tagaus was macht, was dem mesolimischen System überhaupt keine zufriedenmachenden Neurotransmitter zur Verfügung stellt (Job/Frustrierende Beziehung), sucht man sie sich woanders. In irgendeiner Sucht. Alles, was die Ausschüttung von Serotonin, Dopamin, Adrenalin und Co. steigert ist willkommen. Was einen kickt ist von Person zu Person unterschiedlich. Manche sind arbeitssüchtig, sportsüchtig oder spielsüchtig, andere haben es mit Kaffee, Nicotin, Alkohol oder eben Essen. Noch andere stehen auf die richtig harten Drogen. Ich wage mal zu behaupten, dass es niemanden gibt, der völlig frei von irgendeiner Sucht ist.

Es ist auch nichts falsch daran, von irgendwas seinen Kick an Neurotransmittern zu kriegen, so lange man sich selbst damit nicht schadet. Da 35% aller Menschen in der westlichen Welt an Herzkreislauferkrankungen sterben und 10% aller Menschen Diabetiker sind und auch Krebs in vielerlei Hinsicht durch falsche Ernährung entsteht, haben wir definitiv ein Problem. Es wird sich geschadet. - Nahrungsmittelsucht ist leider viel subtiler als Sucht nach harten Drogen.

Vor Jahren habe ich mal in einem Diätbuch meiner Mutter gelesen, dass jede andere Sucht leichter zu behandeln sei. Raucher, Trinker oder Spielsüchtige könnten theoretisch von einem Tag auf den anderen damit aufhören. Essen muss man aber täglich. Und das mehrmals am Tag. Immer wieder wird man mit dieser Sucht konfrontiert. Und auch normale, gesunde Nahrungsmittel sorgen für eine normale Ausschüttung der Botenstoffe. Daher kann man auch von gesunden Nahrungsmitteln mehr essen, als dem eigenen Hüftumfang gut tut und nimmt zu.

Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen kriegt man dann wenigstens nicht. - Ist auch schon was wert.

Und bevor ich hier noch weiter schwafele und vielleicht sogar noch ans Jammern komme hier Douglas Lisle in seinen eigenen Worten über die Vergnügungsfalle...



Gestern war ich niedergeschlagen, habe aber zum ersten Mal seit Tagen wieder vernünftig gegessen, womit ich meine, alle Nährstoffe in ausreichendem Maß aufgenommen. Das kommt nämlich auch noch hinzu: Man isst auch dann zu viel, wenn man nicht ausreichend Nährstoffe und Ballaststoffe zu sich nimmt.

Menu des Tages am 12. Oktober 2013

Milchreis aus braunem Basmatireis, Banane, Reismilch, Zimt, Hanfprotein und Erdnussbutter


3 g Spirulina
2 Grüntee

1 Banane

Plant-Power-Protein Salat aus Kichererbsen, Blattsalat, Sprossen, 1/2 Avocado, 2 Tomaten, Pilze, Currypulver, Salz, Senf


Bananenpüree mit Carob

2 getrocknete Feigen
67 g Kichererbsen
2 getrockente Feigen

Suppe aus Lauch, Möhre, Sellerie, Pilze, Reismilch, Essig, Salz, Gewürzmischung


1 Scheibe Brot

Also konzentriere ich mich jetzt darauf alle süchtigmachenden Stoffe weitestgehend wegzulassen. Mir ist auch dabei klar, dass das nicht immer zu 100% funktionieren wird, da ich ja ein Teil einer Gesellschaft bin und mich auch in der Gesellschaft bewege. Aber ein Bewußtsein für die Mechanismen und was in mir passiert, will ich wenigstens haben.

Bin gestern beim Flyerverteilen am Haxenhaus am Rhein vorbei gefahren und plötzlich wurde mir klar, warum die Menschen "früher" nicht zu 35% an Herzkreislauferkrankungen gestorben sind, obwohl sie so viel Fleisch gegessen haben: Sie sind noch früher an Infektionskrankheiten zugrunde gegangen. Sie wurden gar nicht so alt, als dass sie ihrer Arteriosklerose zum Opfer fallen konnten. Man starb an Herzversagen, aber nicht an einem Infarkt! - Mein Opa mütterlicherseits starb mit Mitte 60 an einem "zu großen Herz" wie unserer Dorfarzt es noch betitelte....Herzversagen halt....Er war ebenfalls ein großer Fleischesser...

 Wie gut, dass die Biochemie mittlerweile bewiesen hat, welche Mechanismen tatsächlich hinter Herzkreislauferkrankungen stecken.

Ich bin im Krankenhaus an einer Tüten-Ersatznahrung für Menschen, die nicht essen können vorbei gegangen. Da sind Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe etc. drin und erstaunlicherweise nur 15% Fett. Komisch, oder? Die DGE empfiehlt 20-35% Fett aber kranke Menschen kriegen Ersatznahrung mit nur 15% Fett. Ich frage mich mal wieder ob ich weniger Fett verzehren sollte und ob es eine Möglichkeit gibt, dass ich keine Pickel davon kriege und gleichzeitig auch genug Vitamin E zu mir nehme...Naja, gestern waren es jedenfalls 2066 kcal mit 19,3% Fett und die ach so gemeine Waage zeigte heute 61,2 kg. So viel hatte ich seit 3 Monaten nicht mehr!

Also wieder drauf aufs Pferd, nach 2 Wochen Pause wieder joggen gehen und mein mesolimbisches System auf die Reihe kriegen, damit es wieder normal funktioniert. Und natürlich nur noch Sachen machen, die ich gerne mache...Alles andere hat im Leben leider keinen Zweck. Wer einen Job hat, der ihm keine Freude macht, sollte wirklich, egal wie risikoreich das ist, nach einer Möglichkeit suchen, eine  andere Stelle zu finden. Es bringt's nicht ein Drittel seiner Lebenszeit mit einem Job zu verschwenden, der einem keine Freude macht und dann ein weiteres Drittel seiner Lebenszeit zu opfern, weil man an den Süchten, die ein Scheißjob im eignen Leben verursacht, zu früh stirbt...

Alles Liebe,

Silke

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