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Freitag, 23. Januar 2015

Physiologische und psychologische Aspekte von Sucht...



Ich hab gestern die einschneidendste Erfahrung der ganzen Challenge gemacht und war mal wieder völlig fasziniert davon, was sie bewirken kann. Und dann habe ich es im Video kaum geschafft auch nur einen klaren Gedanken dazu zu äußern.;-) Also, vielleicht geht das schriftlich.

Es gibt 2 Aspekte von Sucht. Das eine ist die körperliche Ebene. Alles, was sich um das Belohnungssystem und Neurotransmitter herum abspielt. Alles, was wir in der Challenge geheilt haben. Der andere Aspekt ist eher Teil der Lerntheorie bzw. der Konditionierung, was nur in Ansätzen geheilt wurde.

So manch einer hat mich hier zwischenzeitlich kritisiert, weil ich die Suchtaspekte alleine auf die Biochemie geschoben habe und die seelischen oder emotionalen Aspekte mehr oder weniger außen vor gelassen habe. Tatsächlich finde ich sie auch nahezu vernachlässigbar, weil sie nicht wirklich was mit Sucht zu tun haben, sondern eben mit Konditionierung. Wer gelernt hat, als Lösung für seine emotionalen Nöte sein Belohnungssystem mittels Nahrung oder Drogen anzuwerfen, macht das immer wieder und löst so niemals wirklich das Problem.

Nun könnte man hingehen und den Menschen so psychotherapieren, dass er niemals jemals wieder irgendein Problem oder ein ungutes Gefühl hat, durch welches er im Affekt nach nach Nahrungsmitteln oder Drogen greift, aber ist das realistisch? Leben besteht nun mal aus Herausforderungen und überwinden von Hindernissen. Die Natur hat uns sogar so eingerichtet, dass sie unser Belohnungssystem ganz natürlich anwirft, wenn wir ein Problem gelöst haben. Und das ist, meines Erachtens der Grund, warum Psychotherapie kein Übergewicht heilt. Und wenn darüber hinaus jemand Übergewichtiges auch noch esssüchtig ist, wovon ich bei jedem Übergewichtigen ausgehe, wird die Psychoanalyse auch noch um Längen erschwert, weil der Patient keinen Zugang zu den Problemen oder Gefühlen hat, die ihn wirklich belasten, weil er sie durch Drogennahrung nicht mehr spürt.

Hingegen, wenn man die Drogennahrung weg lässt, hat man ganz schnell all seine Probleme auf dem Silbertablett parat und kann sie lösen! Wenn sie einen übermannen, kann man auch ein Problem nach dem anderen lösen. Zum Beispiel Stress.

Sehr viele Menschen, auch ich, lösen Stress mit Drogennahrung. Das ist natürlich keine Lösung sondern man hat dadurch die Möglichkeit den Stress nicht so zu spüren. Und wenn man sowas über Jahre macht spürt man seinen Stress vielleicht nicht, aber man kriegt dennoch alle Krankheiten die Stress mit sich bringt, weil Stresshormone das Immunsystem unterdrücken, bis hin zu den Zivilitationkrankheiten Krebs und Herzinfarkt, die Killer # 1 und 2.

Wenn man seine Drogennahrung weg lässt, muss man versuchen einen anderen Weg zu finden mit seinem Stress umzugehen. Sachen betreiben wie autogenes Training oder Yoga, Sport treiben, vielleicht auch sogar seinen Job kündigen oder sich mehr Lücken in seinen Terminplan bauen, sich Hilfe suchen oder auch mal „Nein“ sagen, wenn alle Seiten etwas von einem wollen. Daran kann man in seiner Persönlichkeit nur wachsen und vermeidet alle Krankheiten. Und anschließend bekommt man Glücksbotenstoffe.

Das selbe gilt natürlich für alle Probleme! Und mein Problem war gestern das Lernen. Mir ist klar geworden, dass ich mich derzeit so schlecht dazu aufraffen kann, weil ich keine Drogennahrung nebenbei esse.

Ich bin in die Uni gefahren um dort zu lernen, wollte auf dem Weg dort hin eigentlich noch Bananen als Zwischenmahlzeit kaufen, hatte es dann aber vergessen und saß ohne Essen in der Uni. Und da ist mir aufgefallen, dass mir die Schokolade dazu fehlte. Mir ist aufgefallen, dass ich ein Problem mit dem Lernen habe, dass ich damit irgendwie umgehen muss, denn Lernen muss ich und auch, dass das konditioniert ist, genau so wie konditioniert ist, dass ich mit manchen Freunden zu viel Alkohol trinke und dass ich an Weihnachten Schokolade essen will.

Im Umkehrschluss heißt das, ich muss mich umkonditionieren. Wenn ich ein Pawlowscher Hund wäre, also meinen Speichelfluss wieder von der Glocke lösen. Einen Schritt dahin habe ich gestern getan indem ich ohne Süßkram, und sei es nur eine Banane, gelernt habe, Und ich habe anschließend die Serotoninausschüttung für meine Disziplin bekommen. So was geht nämlich auch. Ich hab mal einen Artikel gelesen, und hier auch darüber geschrieben, das Menschen, die sich disziplinieren glücklicher sind. Das liegt daran. So konnte ich gestern den ganzen Abend zuhause nur rum trödeln und internetfernsehen und hatte immer wieder den guten Gedanken, dass ich mein vorgenommenes Lernziel erreicht hatte. Die letzten Tage quälte ich mich mit Schuldgefühlen, dass ich nicht so viel gelernt habe wie ist hätte sollen. Ein Wunder, dass ich da nicht gegessen habe...Es war natürlich ein realistisches Ziel, was ich mir gesetzt habe, denn wenn man sich unrealistische Vorgaben macht, kann man auch nur scheitern und hat dann wieder schlechte Gefühle, die wieder zu Drogennahrung verleiten.

Also die erste Challenge ist vorbei. Die nächste beginnt am 18. Februar. Und ich bin auch jetzt wieder begeistert, was ich alles wieder über mich gelernt habe.

Übrigens, ich hab in meiner vielen Freizeit auch ein paar Folgen der US Reality TV-Serie Extreme Weight Loss geschaut, wo adipöse Menschen in 365 Tagen zum Normalgewicht kommen und bei denen passiert genau das selbe. Die kriegen ihre Drogennahrung gestrichen, damit sie abnehmen, aber innerhalb des Prozesses kriegen auch die plötzlich ihr Leben in den griff und das ist sehr faszinierend zu beobachen!

Menü des Tages am 22. Januar 2015

7:40 Uhr: Brokkoli und Tomate


Couscous mit Mandarine

2 Bananen

12:10 Uhr: 375 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer


Reissalat mir Curry, schwarzen Bohnen und Mango


18:30 Uhr: Gemüsepfanne mit Paprika, Zucchini, Zwiebel, Tomate, Chilipaste, Salz, Pfeffer und Reis


Päckchen Heidelbeeren



Das war der erste Tag seit tausend Jahren mit 3 Mahlzeiten. Ich habe mich immer gefragt, wie Leute mit Jobs, wo es nur bestimmte Pausenzeiten gibt, sowas durchhalten. Oder snacken die Leute alle auch irgendwie zwischendurch?

Vor allem habe ich gelernt, dass es nicht das fehlende Fett ist, von dem ich immer dachte, dass das der Grund wäre, warum ich so schnell wieder Hunger bekomme. Es ist auch gar kein Hunger, es ist Heißhunger, Schmacht, Appetit, der einen dann überfällt. Drogenhunger. Dummerweise fühlt sich das, für jemanden, der es nicht anderes kennt gleich an, wohingegen sich Schmacht auf eine Zigarette oder Lust auf Alkohol anders anfühlt als „Hunger“. Auch das ist das tückische an Esssucht.

Hier also noch mein ziemlich konfuses Video von gestern:



Alles Liebe,

Silke

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